Haben Deine Eltern Dir auch schon einmal vorgeworfen, dass Du Schuld seist an ihren grauen Haaren? Dahinter steht der Mythos, dass graue Haare durch Stress entstehen. Manche behaupten sogar, dass extreme psychische Belastungen das Haar spontan all seiner Farbe berauben können! Zum Beispiel soll Marie Antoinett in der Nacht vor ihrer Hinrichtung schlohweißes Haar bekommen haben. Unfallopfer, die Stunden lang in ihren Autos eingeklemmt waren und auf Rettung ausharren mussten, sollen vor Angst die Haare ergraut sein.
Solche Berichte tauchen immer wieder auf, belegt sind sie aber nicht. Wissenschaftler halten es zudem für höchst unwahrscheinlich, dass unsere Haare sich von selbst spontan entfärben können.
Unsere Haare sind unter der Lupe betrachtet Hornfäden, in die der Farbstoff Melanin eingelagert ist. Im Alter lässt die Melaninproduktion nach und statt des Farbstoffs gelangen winzige Luftbläschen in die Haare. Dadurch erscheinen sie grau oder, wenn der Farbstoff gänzlich fehlt, weiß.
Der Körper kann einem Haar aber nicht spontan Melanin entziehen. Darum bekommst Du nicht schlagartig graue Haare, sondern erst ganz allmählich, wenn die „farbechten“ Haare ausfallen und grau nachwachsen.
Lesetipp: Graue Haare – So natürlich schön können Frauen sein!
ÜBRIGENS: Der Farbstoff Eumelanin sorgt für blondes oder rotes Haar, während Phäomelanin für braunes und schwarzes Haar zuständig ist. Wir besitzen zwar beide Farbstoffe - doch welcher davon dominiert, bestimmt letztendlich unsere Haarfarbe.
Bekommt man durch Stress eher graue Haare?
Wann wir die ersten grauen Haare entdecken, bestimmt zu einem Großteil unsere genetische Veranlagung. Zwischen Stress und weißen Haaren besteht kein direkter Zusammenhang.
Du brauchst Dich also nicht zu sorgen, von einer stressigen Arbeitswoche gleich melierte Schläfen zu bekommen. Und wenn Deine Eltern Dir vorwerfen, sie hätten deshalb graue Haare, weil Du früher in Chemie so schlechte Schulnoten mit nach Hause gebracht hast, kannst Du kontern: Die Chemie spricht mich frei. Ihr werdet einfach alt. 😉
Bei Mitteleuropäern beginnt das Ergrauen im Durchschnitt mit 35 Jahren, Asiaten haben Zeit bis sie 40 sind und Afrikaner sogar bis 45.
Stress macht trotzdem weiße Haare…
Über zwei Ecken schadet Stress der Farbbrillanz Deiner Mähne aber dennoch. Erstens kann Stress erwiesenermaßen Haarausfall auslösen. (In dünnem Haar kommen graue Strähnen dann noch besser zur Geltung.)
Lesetipp: Haarausfall durch Stress
Zudem schwächt oxidativer Stress unser Immunsystem und bringt unseren Hormonhaushalt durcheinander. Was hat das mit unserer Haarfarbe zu tun?
Alle Zellen in unserem Körper müssen sich ständig erneuern. Jede neue Zelle muss dabei eine perfekte Kopie der vorherigen sein, damit sie ihrer Funktion weiter nachkommen kann.
Anhaltender Stress führt aber dazu, dass bei der Neubildung unserer Zellen Fehler unterlaufen. Weil der Körper die wirklich lebenswichtigen Zellen – beispielsweise die unserer inneren Organe – bevorzugt behandelt, nehmen zuerst lebensunwichtige Bereiche Schaden, wie etwa unsere Haare, Finger- und Fußnägel.
Und das ist gut so, schließlich ist eine gesunde Leber wichtiger als eine nette Frisur.
Stress macht Dich schneller alt
Forscher fanden heraus, dass bestimme Proteine, die für unser Immunsystem wichtig sind, auch die Melaninproduktion beeinflussen. Stresshormone hemmen den Wirkungsgrad dieser Proteine. Dadurch machen sie uns anfälliger für Krankheiten und steigern gleichzeitig das Risiko, graue Haare zu bekommen.
Zudem setzt oxidativer Stress freie Radikale im Körper frei. Diese schädigen Deine DNA und machen es Deinen Zellen schwer, sich gesund zu erneuern. Dadurch beschleunigt sich der Alterungsprozess Deines ganzen Körpers.
Dazu gehört auch, dass freie Radikale die Lebensdauer der Melanozyten beeinträchtigen, die den Farbstoff Melanin in unser Haar einlagern.
Fazit: Ja, Stress kann dazu führen, dass Deine Haare eher grau werden.
ÜBRIGENS: Nicht nur seelischer oder körperlicher Stress führt dazu, dass Deine Haare grau werden. Wer regelmäßig Zigaretten raucht, schiebt dadurch eine Reihe von oxidativen Prozessen im Körper an, die den Alterungsprozess rasant beschleunigen.
Graue Haare durch Stress rückgängig machen
Auch wenn weiße Haare durch Stress entstanden sind, können wir sie auf natürlichem Weg nicht verschwinden lassen. Ist ein Haar einmal weiß, kann der Körper nicht mehr nachträglich Melanin einlagern. So, wie er es ihm nicht im Nachhinein entziehen kann.
Wenn Du Deinen Melanozyten unter die imaginären Arme greifen willst, damit sie so lange wie möglich brav für Dich arbeiten, solltest Du oxidativen Stress unbedingt vermeiden.
Zu früh gefreut! Das heißt nicht, dass Du von jetzt an nur noch chillen sollst. Mit diesen drei Tipps gelingt es Dir, trotz stressiger Zeiten entspannt zu bleiben und die Silberlocke hinauszuzögern:
Ernährung mit Antioxidantien
Mit einer ausgewogenen, gesunden Ernährung kannst Du viele negative Auswirkungen von Stress wett machen. In Obst, Gemüse und Nüssen stecken Antioxidantien, die Deinen Zellen helfen, sich vor freien Radikalen zu schützen.
Besonders Lebensmittel, die viel Zink, Selen, Vitamin C, E und B2 enthalten, steigern Deine Stressresistenz. Dazu gehören zum Beispiel Beeren, besonders Blaubeeren und Erdbeeren, Walnüsse, roter Paprika, Grünkohl, Brokkoli, Tomaten, Knoblauch, Äpfel und Zitrusfrüchte.
Hinweis: Experten raten davon ab, den Bedarf an Antioxidantien bei oxidativem Stress durch Ergänzungspräparate zu decken. Vor allem Mittel mit Vitamin C und Beta-Carotin stehen in Verdacht, dem Organismus zu schaden, wenn man sie in zu hohen Dosen einnimmt. Die positive Wirkung kann sich dann umkehren und oxidative Prozesse noch verschlimmern, anstatt sie zu neutralisieren.
Besser, Du isst stattdessen einen Apfel mehr…
Geheimtipp gegen Stress: Adaptogene
Adaptogene sind natürliche Pflanzenwirkstoffe, die beispielsweise in Rosenwurz, Ashwaganda, Echtem Ginseng, Moringa und dem Heilpilz Ling Zhi vorkommen. Sie haben eine ausgleichende Wirkung auf alle Körperfunktionen, wirken antioxidativ, entgiftend, stärken das Immunsystem und die Psyche.
Zudem sind sie absolut nebenwirkungsfrei und dämpfen die negativen Auswirkungen von Stress. Wer Adaptogene regelmäßig einnimmt, darf sich bereits nach wenigen Wochen entspannter und leistungsfähiger fühlen.
Graue Haare durch Stress vermeiden – mit Entspannung
Was auch immer Dich innerlich zur Ruhe bringt: Mach’s. Einfach. Öfter.
Sport hilft dabei, Spannung abzubauen und den Kopf freizukriegen. Leichte Sportarten sind dazu am besten geeignet, denn niemand hat Lust, sich in seiner Freizeit auch noch zu überanstrengen: Yoga sowie Tai Chi und Qui Gong sind dafür bekannt, Körper und Geist als Gesamtpaket zu stärken und zu entspannen.
Auch Fitnesstraining, Joggen, Walken oder einfach ausgedehntes Spazierengehen ist eine willkommene Abwechslung, wenn Du tagsüber hauptsächlich Deinen Kopf beanspruchst. Beginne langsam mit dem Training und gehe immer nur so weit, wie es Dir guttut.
Meditation hilft Dir, die Stimmen in Deinen Gedanken zum Schweigen zu bringen und Dich wieder in die Adlerperspektive aufzuschwingen, wenn Du glaubst, den Überblick zu verlieren.
Sei kreativ und probiere häufiger mal etwas Neues aus. Ob Du beim Töpfern, Singen, Schwimmen, Malen oder Rückwärtslaufen entspannst, die Hunde im nahegelegenen Tierheim Gassi führst oder Dich Deinem Garten widmest – gönne Dir die Zeit dafür!
Halte Dir außerdem bewusst Pausen im Terminkalender frei. Die müssen nicht lang sein. Anstatt von Termin zu Termin zu springen, reicht es schon, wenn Du zwischendurch eine Viertelstunde Atempause einlegst.
Auf diese Weise bist Du weniger gehetzt und kannst Dich besser auf Deine Aufgaben konzentrieren. Vermeide außerdem Multitasking, denn das stresst Dich ungeheuer und hemmt Deine Produktivität, anstatt sie zu steigern.
Dadurch zögerst Du graue Haare durch Stress hinaus - und gehst deutlich entspannter mit denen um, die die Zeit Dir schickt.