Wir gießen uns jetzt Olivenöl in die Haare anstatt in die Pfanne! Ist das wieder so ein neuer Trend? Nein, im Gegenteil. Kosmetikfirmen, die Dir teures Haaröl andrehen wollen, werden uns hassen. Denn wir sagen: Das beste Haaröl steht schon in Deinem Küchenschrank.
Und zwar in einer günstigen, großen Packung. Nicht in einer dieser lächerlich kleinen Fläschchen, die mehr kosten als drei Liter Speiseöl.
Ganz besonders bei trockenem, strohigem Haar, Spliss und ausgetrockneter Kopfhaut ist Olivenöl eine natürliche Wunderwaffe.
Aber Achtung! Wer sein Haaröl selber machen möchte, muss dabei einiges beachten. Denn es gibt auf dem Markt schwarze Schafe, die minderwertiges Öl so lange panschen, bis es nach glücklichen Oliven duftet, und Dir mit einem stolzen Preisetikett das Geld aus der Tasche ziehen.
- Warum Du auf keinen Fall Olivenöl kaufen solltest – sondern Natives Olivenöl Extra
- Wie Du Etikettenschwindel aufdeckst
- Wie eine Olive frisch vom Baum zu Öl verarbeitet wird
- Woran Du wirklich gutes Olivenöl erkennst
- Wie Du Olivenöl für die Haare richtig anwendest
… erfährst Du, wenn Du weiterscrollst. Übrigens wird dieses Wissen Dir auch dabei helfen, das beste Öl für die Küche zu finden.
Werde jetzt zum Olivenöl-Experten!
Warum ist Olivenöl so gesund? Vielleicht wusstest Du bereits, dass Olivenöl viele einfach ungesättigte Fettsäuren enthält. Viel interessanter für Dein Haar und Deine Gesundheit sind aber andere Inhaltsstoffe: Polyphenole. Diese Pflanzenstoffe sorgen nicht nur für den charakteristischen Geschmack des Öls, sondern wirken auch antioxidativ, entzündungshemmend und sollen sogar Krebs vorbeugen.
Woher kommt Olivenöl?
Die meisten Öle, die in Deutschland auf den Markt kommen, stammen aus Spanien, Italien, Griechenland oder Portugal. Aber auch in Tunesien, der Türkei, Frankreich, China, Mexiko, Brasilien, Argentinien, Marokko, Algerien, Ägypten und sogar in Australien werden Olivenbäume kultiviert.
Bella Italia als Geschäftsmodell
Wenn wir auf dem Etikett „Italienisches Olivenöl“ lesen, haben wir sofort das Bild malerischer Olivenhaine vor Augen, voller alter Bäume, in deren Schatten glückliche, braungebrannte Bauern mit ihren Familien sitzen und Nudelteig kneten. Darum sind viele Konsumenten bereit, für Öl aus Italien mehr Geld auf die Theke zu legen.
Manche Produzenten machen sich dieses romantische Klischee zu Nutze, um Öl aus anderen Ländern zu importieren und mit italienischem zu mischen, damit auf der Flasche die magischen drei Worte „Olivenöl aus Italien“ stehen dürfen.
Also vor dem Kauf besser auf das Kleingedruckte achten! Sollte das Öl zum Beispiel eine Mischung aus spanischem und italienischem Anbau sein, muss dies auf dem Etikett vermerkt sein.
An diesem Siegel erkennst Du, ob das Öl hält, was es verspricht
Ist dieses rote Logo mit dem Schriftzug Geschützte Ursprungsbezeichnung (Englisch: protected designation of origin) aufgedruckt, kannst Du Dir sicher sein, dass die Oliven in ein und derselben Region geerntet, verarbeitet und abgefüllt wurden.
Ist das Logo blau, ist nur einer dieser Produktionsschritte im Herkunftsgebiet vorgenommen worden. Es ist also zum Beispiel möglich, dass die Oliven in Spanien geerntet und gepresst, das Öl aber in Italien abgefüllt worden ist.
Wie wird Olivenöl gewonnen?
#1 Die Ernte
Es ist eine Wissenschaft für sich, den richtigen Zeitpunkt für die Olivenernte zu finden. Heute prüfen chemische Messverfahren, wann der ideale Reifegrad erreicht ist. Früher brauchte es vor allem Erfahrung, um die Ernte der Früchte anhand ihrer Farbe und des Geschmacks zu bestimmen.
In normierten Olivenplantage, in denen die Bäume in säuberlichen Reihen stehen, besorgen Maschinen die Ernte.
Dann gibt es auch noch die manuelle Methode: Die Oliven werden mit Stöcken und Kämmen von den Zweigen getrennt und fallen in ein großes Netz, das unter der Baumkrone aufgespannt wurde.
Nur wenige kleine Betriebe pflücken die Oliven noch von Hand. Das ist sehr zeitaufwändig, hat aber den Vorteil, dass jede Olive einzeln kontrolliert und faulige Exemplare direkt aussortiert werden können. Dies ist die Voraussetzung für besonders hochwertige, erlesene Öle.
#2 So wird Öl daraus
Direkt nach der Ernte werden die Früchte weiterverarbeitet. Lagern sie länger als vier Stunden, kann das bereits die Qualität beeinträchtigen.
Nachdem die Oliven gewaschen und von Blättern und Zweigresten getrennt wurden, werden sie gemahlen. Aus der entstandenen Paste werden dann Olivenöl und -wasser herausgepresst und später gefiltert.
In traditionellen Ölmühlen geschieht das noch durch Walzen. Modernere Verfahren wenden Maschinen mit einem in sich abgeschlossenen Kreislauf an, in dem sich Temperatur und Sauerstoffzufuhr genau kontrollieren lassen.
Die ideale Temperatur liegt bei 27°C. Wird diese Grenze bei der Verarbeitung überschritten, verliert das Öl wertvolle Inhaltsstoffe. Sinkt die Temperatur, sinkt auch die Ausbeute.
Kleiner Küchentipp am Rande: Beim Braten solltest Du kaltgepresstes Olivenöl nicht über 180°C erhitzen. Sonst verbrennt das Öl, verliert an Geschmack und Nährwert.
Woran erkenne ich gutes Olivenöl?
Wenn Du im Supermarkt vor einer Auswahl verschiedener Olivenöle stehst, kannst Du vor dem Kauf natürlich nicht alle Flaschen öffnen und probieren. Wie also entscheidest Du, welches Öl zu kaufst?
Orientiere Dich am besten zuerst an den offiziellen Produktbezeichnungen. Denn ein Öl darf sich zum Beispiel nur dann „nativ extra“ nennen, wenn es bestimmte Voraussetzungen erfüllt:
Natives Olivenöl Extra (ital. Extra Vergine)
- 1. Güteklasse
- direkt aus Früchten gewonnen
- nicht erhitzt
- sehr niedriger Gehalt an freien Fettsäuren
- sehr gut bekömmlich
- hervorragende geschmackliche Eigenschaften
Natives Olivenöl (Vergine)
- 2. Güteklasse
- direkt aus Früchten gewonnen
- nicht erhitzt
- leicht erhöhter Gehalt an freien Fettsäuren
- Abstriche bei Geschmack und Konsistenz sind möglich
Olivenöl
- 5. Güteklasse
- raffiniertes Olivenöl gestreckt mit nativem oder extra nativem Öl (Achtung, Mischungsverhältnis ist nicht vorgeschrieben!)
Olivenrestöl
- 8. (und damit letzte) Güteklasse
- Mischung aus raffiniertem Olivenrestöl und nativem oder extra nativem Öl, Mischverhältnis auch hier nicht vorgeschrieben
Was ist Olivenrestöl? Nach der Pressung bleibt immer noch ein kleiner Rest Öl in der Olivenmasse zurück. Dieser wird chemisch extrahiert. Rohes Olivenrestöl darf an und für sich nicht als Speiseöl verkauft werden - gemischt mit Öl der Güteklassen 1 oder 2 allerdings schon. Wie hoch das Mischungsverhältnis ist, entscheidet der Hersteller selbst. Es gibt keine Mindestvorgabe. Olivenrestöl findest Du im Supermarktregal allerdings nur sehr, sehr selten, weil es kaum gefragt ist.
Natives Olivenöl Extra ist nicht immer hochwertig!
Natürlich wollen fast alle Hersteller ihr Öl möglichst in Güteklasse 1 vermarkten. Allerdings gibt es diverse Tricks, die es schwarzen Schafen erlauben, sogar minderwertiges Lamptanöl (Güteklasse 3) zu Premium Öl erster Klasse zu panschen und anschließend noch teuer Geld dafür zu verlangen.
Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst, halte (wie oben erwähnt) nach dem roten Siegel mit der Aufschrift Geschützte Ursprungsbezeichnung Ausschau.
Die Zahlen auf dem Etikett richtig deuten
- Freie Fettsäuren:Je niedriger der Anteil freier Fettsäuren nach der Ernte ist, desto hochwertiger ist das Öl. Wenn die Früchte bei der Ernte beschädigt, zu lange oder falsch gelagert wurden, schnellt der Säurewert nach oben. Hochwertiges Olivenöl sollte maximal 0,5% Säure enthalten. Ab 2% kann es bereits ranzig und unangenehm schmecken.
- Peroxide: Wenn Fett verdirbt, steigt die Peroxidzahl. Der Wert sollte also möglichst niedrig sein, im Idealfall unter 10 meq O2/kg.
Erkenne ich die Qualität von Olivenöl an Farbe und Geruch?
Die Farbe des Olivenöls richtet sich nach der Sorte, den Anbaubedingungen und dem Gehalt an Chlorophyll. Dieser grüne Farbstoff, der auch in Blättern enthalten ist, kann dem Öl eine grüne Note verleihen. Ist es eher gelb, enthält es wenig Chlorophyll. Darüber, wie gut die Qualität des Öls ist, sagt die Farbe allerdings nichts aus.
Auch die Trübung lässt nicht unbedingt darauf schließen, wie hochwertig ein Öl ist, sondern zeigt nur, wie gewissenhaft es gefiltert wurde.
Gutes Olivenöl erkennst Du an seinem aromatischen, fruchtigen, leicht bitteren Geschmack. Schmeckt es hingegen ranzig oder schal, deutet das auf minderwertige Qualität oder eine Belastung mit Pestiziden hin.
Beim Geruch ist es etwas anders: Riecht das Öl intensiv fruchtig, kann das darauf hindeuten, dass überreife Früchte verwendet wurden oder zu viel Zeit zwischen Ernte und Pressung vergangen ist. Qualitativ wertiges Öl duftet hingegen nur schwach.
ÜBRIGENS: Am besten lagerst Du Olivenöl bei 10°C bis 16°C, dunkel und luftgeschützt. Der Kontakt mit Sauerstoff löst Oxidationsprozesse auf, die Licht und Wärme noch beschleunigen, und das Öl verdirbt schnell. Bei richtiger Lagerung hält das Öl bis zu zwei Jahre. Keine Angst, wenn sich bei niedriger Temperatur Flöckchen im Öl bilden. Das bedeutet nicht, dass das Öl verdorben ist! Dabei handelt es sich nur um verfestigtes Wachs, das beim Erwärmen wieder flüssig wird.
Olivenöl in die Haare: Für mehr Glanz und Gesundheit
Am meisten profitierst Du von den ungesättigten Fettsäuren, Polyphenolen und Nährstoffen in Olivenöl, indem Du es regelmäßig zu Dir nimmst. In die Küche integriert, tust Du Deinem Gaumen und auch Deiner Gesundheit etwas Gutes.
Gleichzeitig ist Olivenöl ein beliebtes Beauty Treatment. Äußerlich angewendet versorgt es das Haar nachhaltig mit Feuchtigkeit und beugt damit Spliss, Haarbruch und Trockenheit vor.
Olivenöl in die Haare gegen Spliss
Trockene Haarspitzen, Spliss oder Haarbruch? Mit etwas Olivenöl wirst Du das Problem schnell los. Arbeite regelmäßig etwas Öl in die Haarspitzen ein.
Schon wenige Tropfen reichen aus, um das Haar mit Feuchtigkeit zu versorgen und es geschmeidiger zu machen. Anschließend nicht auswaschen!
Olivenöl für definierte Locken
Wenn Du krauses Haar oder wilde Naturlocken besitzt, kann Dir ein leichtes Öl helfen, Dein Haar definierter und gepflegter aussehen zu lassen. Weil Locken mehr zu Trockenheit, Haarbruch und Frizz neigen als glattes Haar, brauchen sie extra Pflege und Feuchtigkeit.
Massiere nach dem Waschen etwas Olivenöl in die Haare ein. Wichtig ist, dass Du es der Länge nach gleichmäßig verteilst und sparsam damit umgehst, damit das Haar nicht strähnig wird.
Tipp: Verreibe etwas Öl in Deinen Handflächen und knete es sanft in die Haare ein, beginnend bei den Spitzen. Den Haaransatz kannst Du aussparen. Dadurch bleiben Deine Locken langfristig gesund, erhalten natürlichen Glanz und verfilzen nicht mehr so schnell.
Olivenöl in die Haare gegen trockene Schuppen
Wenn Die Kopfhaut schuppt und juckt, solltest Du unbedingt eine Haarmaske mit Olivenöl ausprobieren. Das Öl pflegt und beruhigt die Kopfhaut.
Dazu musst Du nicht Dein gesamtes Haar einölen. Es reicht schon aus, eine kleine Menge auf Kopfhaut und Haaransatz aufzutragen.
Am einfachsten geht das mit einer Pipette, aber auch direkt mit den Fingern.
Lasse das Öl mindestens eine Stunde, am besten sogar über Nacht einwirken, bevor Du Dir die Haare wäschst.
Für eine Intensivkur gegen trockene Haare und schuppige Kopfhaut kannst Du Deine eigene Haarmaske auf Olivenölbasis herstellen: Mische eine Tasse warmes Öl mit dem Saft einer halben Zitrone und einem Eigelb. Verteile die Haarmaske gleichmäßig und lasse sie mindestens eine halbe Stunde lang einwirken.
Halte Deine Haare währenddessen feucht und warm, indem Du Frischhaltefolie und ein Handtuch darum wickelst. Danach gründlich auswaschen!
ÜBRIGENS: Solltest Du, gemäß der No Poo Methode, auf Shampoo verzichten, kann es kniffelig werden, das Öl wieder aus den Haaren zu bekommen. Unser Tipp: Benutze eine milde Haarseife. Sollten die Haare nach dem Trocknen noch immer strähnig aussehen, benutze fein gemahlenes Roggenmehl oder entölten Backkakao als Trockenshampoo.
Lesetipp: Haare nur mit Wasser waschen? Die No Poo Methode im Fakten-Check!