Kreisrunder Haarausfall

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Kreisrunder Haarausfall ist ein Rätsel, das die Wissenschaft noch immer beschäftigt. Runde, kahle Stellen, auf denen kein einziges Haar mehr wächst – über die Genaue Ursache zerbrechen Forscher sich nach wie vor den Kopf.

Was bislang darüber bekannt ist, welche möglichen Auslöser infragekommen und wie man dagegen vorgehen kann, fasst dieser Artikel zusammen.

Alopecia Areata, wie Kreisrunder Haarausfall in der Fachsprache heißt, betrifft Frauen und Männer mit der gleichen Wahrscheinlichkeit. Ein Zusammenhang zwischen Geschlecht und Alter besteht nicht. Schätzungen zufolge sind allein in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen von kreisrundem Haarausfall betroffen.

Formen von kreisrundem Haarausfall

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Am häufigsten erfasst kreisrunder Haarausfall das Kopfhaar. Hin und wieder zeigt er sich auch an anderen behaarten Stellen, bei Männern zum Bespiel im Bereich des Bartes (Alopecia barbae).

Auch Augenbrauen, Wimpern und die Körperbehaarung, beispielsweise Achsel- und Schamhaar, sind vor kreisrundem Haarausfall nicht sicher.

Innerhalb kürzester Zeit entstehen kahle Stellen, die deutlich abgegrenzt und völlig haarlos sind.

Selten verlieren Betroffene ihr gesamtes Haupthaar (Alopecia totalis) oder sogar die gesamte Körperbehaarung (Alopecia universalis). Doch solche extremen Verläufe und kommen nicht häufig vor. Eine kleine kreisrunde Stelle muss also nicht zwangsläufig darauf hindeuten, dass bald der gesamte Körper kahl wird!

Nicht zu verwechseln ist Alopecia areata mit der sehr seltenen angeborenen Haarlosigkeit (Alopecia congenita), bei der die Haare kurz nach der Geburt flächendeckend ausfallen und von selbst nicht wieder nachwachsen.

Bei Hautkrebs in der Kopfhautregion, der durch Bestrahlung behandelt wird, können die Haarfollikel Schaden nehmen. Dann kommt es an der betroffenen Stelle zu dauerhaftem Haarausfall. Dies ist allerdings als Nebenwirkung der Therapie zu werten und gilt nicht als üblicher Verlauf für kreisrunden Haarausfall.

Deutet kreisrunder Haarausfall auf eine Krankheit hin?

In der Regel gibt es keine weiteren auffälligen Symptome, die einen Rückschluss auf den Auslöser des Haarausfalls zulassen würden. Kreisrunder Haarausfall kann jeden ohne Vorankündigung treffen. Ob Senioren oder Teenager, Sportler, Raucher, Vegetarier oder Fleischesser - die Wahrscheinlichkeit ist bei allen Personengruppen gleich hoch bzw. niedrig.

Manche Betroffene bekommen, sobald sie kahle Stellen an sich entdecken, verständlicherweise Angst und vermuten dahinter eine schwerwiegende Krankheit. Aber in den überwiegenden Fällen deutet Alopecia Areata nicht auf eine Erkrankung hin.

Die Haut ist dabei manchmal teigig verdickt, zeigt äußerlich aber keine Entzündungsmerkmale.

Sind die kahlen Stellen dagegen rot, entzündet und schuppig, könnte eine Pilzinfektion vorliegen. Diese gehört schnellstmöglich von einem Dermatologen behandelt, damit die Kopfhaut nicht vernarbt. Sonst besteht die Gefahr, dass lichte Stellen zurückbleiben.

ÜBRIGENS: Trichotillomanie, bei der Menschen sich die eigenen Haare zwanghaft ausreißen, oder Trichotemnomanie – das übermächtige Bedürfnis, sich die Haare stückweise abzuschneiden – werden manchmal mit kreisrundem Haarausfall verwechselt. Wenn abgegrenzte kahle Stellen gemeinsam mit abgebrochenen Haaren oder Wurzelentzündungen auftreten, sollten diese Auslöser in Betracht gezogen werden.

Die Ursache für kreisrunden Haarausfall

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Das Immunsystem begeht einen Fehler, indem es die Haarfollikel als Bedrohung wahrnimmt und dafür sorgt, dass die Haare an der jeweiligen Stelle ausfallen.

Nachweisbar ist dies durch einen drastischen Anstieg von T-Lymphozyten im Blut. Diese weißen Blutkörperchen werden vom Körper vermehrt gebildet, wenn es Entzündungsherde einzudämmen gilt. Darum gelten sie als Indikator für eine Entzündung, die im Fall von kreisrundem Haarausfall an den Haarfollikeln zu suchen ist.

T-Lymphozyten

Wieso der Körper diese Überreaktion einleitet, ist bislang noch nicht bekannt. Man vermutet, dass erbliche Faktoren eine Rolle spielen könnten.

Manche Betroffene berichten außerdem, dass kreisrunder Haarausfall sich in Stresssituationen und bei starken psychischen Belastungen verschlimmern könne.

Ein höheres Risiko, Alopecia areata zu bekommen, haben Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) oder Hashimoto. Auch bei Menschen mit Down-Syndrom kommt kreisrunder Haarausfall gehäuft vor.

Manchmal zeigt er sich als Begleiterscheinung chronischer Enzündungen. Diese machen sich zum Beispiel gehäuft bei Menschen bemerkbar, die eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) haben. Nehmen sie trotzdem glutenreiche Nachrung zu sich, setzt dies im Körper viele entzündliche Prozesse in Gang - hauptsächlich im Darm, die Entzündungen können aber auch kreisrunden Haarausfall verursachen.

Daraus lässt sich ableiten, dass kreisrunder Haarausfall in manchen Fällen einer Unverträglichkeit geschuldet sein kann. Ob es Gluten, Laktose, einen bestimmten Wirkstoff eines Medikaments oder Haarpflegeprodukt betrifft, muss letztlich der Hautarzt feststellen.

Abgesehen von den genannten „üblichen Verdächtigen“ sagt Alopecia areata nichts über den allgemeinen Gesundheitszustand aus. Auch kerngesunde Menschen können ohne ersichtlichen Grund plötzlich kreisrunden Haarausfall an sich feststellen.

Alopecia Barbae - Kreisrunder Haarausfall am Bart

Bei Männern kommt es durchaus vor, dass durch kreisrunden Haarausfall Lücken im Bart entstehen, während das Kopfhaar überhaupt keine Anzeichen von Haarverlust zeigt. Das ist allerdings nur ein schwacher Trost für Betroffene, denn kahle Stellen im Bart fallen sogar in rasiertem Zustand auf.

Auch hinter kreisrundem Haarausfall am Bart verbirgt sich eine Autoimmunreaktion. Die Haarwurzeln werden vom Immunsystem angegriffen, als seien sie Krankheitserreger, und fallen in deutlich abgegrenzten Arealen einfach aus.

Bei Alopecia barbae bleibt die Haut glatt und unversehrt. Falls sie hingegen juckt und schuppt, deutet dies auf eine Pilzinfektion hin, die vom Dermatologen sehr gut behandelt werden kann.

Lesetipp: Lücken im Bart kaschieren - mit einem genialen Trick

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Kreisrunder Haarausfall durch Schwangerschaft

Ob während oder nach der Schwangerschaft: Viele junge Mütter müssen Alopecia areata ertragen. Der präzise Grund liegt, wie bei allen anderen Auslösern auch, noch im Dunkeln und ist zudem bei jeder betroffenen Frau wahrscheinlich individuell verschieden.

Man vermutet, dass die psychische und körperliche Belastung, Eisen- oder Zinkmangel, starker Blutverlust bei der Geburt oder ein hormonelles Ungleichgewicht bei Frauen eine Rolle spielen könnten.

Die ärztlich überwachte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wäre, begleitet von bewussten Mutter-Kind Etspannungsritualen, eine denkbare Maßnahme.

Kreisrunder Haarausfall Bei Kindern

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Jungen und Mädchen sind von umschriebenen Haarausfall gleich häufig betroffen.

Weitere Anzeichen dafür, dass es sich um Alopecia areata handelt, sind auffällige Veränderungen der Fingernägel: das kann ein geröteter Nagelmond sein, Kerben, Flecken, Wellen oder raue Sandpapiernägel.

Wenn die Kopfhaut an den betreffenden Arealen verletzt oder sichtbar entzündet ist, kommt eine Pilzinfektion infrage.

Es kommt allerdings auch vor, dass Kinder sich die Haare - oft unbemerkt von den Erwachsenen - zwanghaft ausreißen. Dann ist es sehr wichtig, behutsam vorzugehen und herauszufinden, ob eine psychische Besonderheit, zum Beispiel eine Aggressionsstörung oder starker psychischer Stress, wie etwa nach einer Trennung der Eltern, dahinter stehen könnte.

Lesetipp: Haarausfall bei Kindern

Kreisrunder Haarausfall durch Stress?

Zwar gilt Stress nicht als direkter Auslöser für umrandeten Haarausfall. Viele Betroffene berichten allerdings, dass Stress das Problem starkt verschlimmern kann.

Zudem kann eine andauernde seelische Belastung oxidative Prozesse im Körper auslösen, Entzündungen fördern und das hormonelle Gleichgewicht gefährden. Auschließen können wir also nicht, dass Stress Alopecia areata begünstigt.

Lesetipp: Haarausfall durch Stress

Hängt Alopecia Areata mit Schilddrüse zusammen?

Bei Menschen, die an Schilddrüsenerkrankungen wie der Basedow-Krankheit und Hashimoto-Thyreoiditis leiden, kommt kreisunder Haarverlust statistisch gesehen häufiger vor. Dass ein Zusammenhang bestehen kann, liegt darum auf der Hand.

Wer eine Schilddrüsenfehlfunktion an sich vermutet, kann dies durch einen Bluttest beim Arzt untersuchen lassen.

Lesetipp: Wie Haarausfall & Schilddrüse zusammenhängen

Symptome für eine Unterfunktion der Schilddrüse sind ein verlangsamter Stoffwechsel, Verstopfung, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Depressive Verstimmungen, Durchblutungsstörungen und ein generell niedriger Blutdruck.

Dagegen geht eine mögliche Schilddrüsenüberfunktion mit Herzrasen, Schlafstörungen, Durst, Unruhe, Gewichtsabnahme und erhöhtem Blutdruck einher.

Behandlung & Symptomtherapie

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Aufgrund dessen, dass die genaue Ursache noch nicht bekannt ist, gibt es derzeit keine wirksamen Heilmethoden. In den meisten Fällen stoppt das Immunsystem irgendwann von selbst den Angriff auf die Haarfollikel und die Haare wachsen wieder nach, ohne dass eine Therapie vonnöten ist.

Ob und in welchem Zeitraum eine Spontanheilung stattfindet, ist allerdings von Fall zu Fall unterschiedlich.

Da kreisrunder Haarausfall eine psychische Belastung darstellen und das Selbstbewusstsein stark beeinträchtigen kann, kann man mit verschiedenen Symptombehandlungen experimentieren.

Mediziner können Tinkturen oder Injektionen anwenden, die die Kopfhaut reizen und das Immunsystem auf diese Weise von den Haarfollikeln ablenken sollen.

Auch können Salben auf Cortison-Basis verschrieben werden. Theoretisch wäre es auch eine Möglichkeit, die körpereigenen Abwehrkräfte so weit zu schwächen, dass sie die Haare nicht mehr angreifen können.

Diese Behandlungen sind alle umstritten und führen keine tatsächliche Heilung herbei. Zudem empfiehlt es sich nicht, sie bei Kindern, schwangeren und stillenden Frauen oder kranken und geschwächten Menschen anzuwenden.

Vitamine gegen die Entzündung

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Da umgrenzter Haarverlust mit einer deutlich Messbaren Entzündungsreaktion im Körper einhergeht, liegt der Gedanke nahe, dass entzündungshemmende Präparate dem Haarausfall entgegenwirken können.

Vereinzelt konnten Patienten mit Zink-Präparaten gute Erfolge erzielen. Auch Vitamin C gehört zu den natürlichen Entzündungshemmern und stärkt obendrein das Immunsystem.

Ein seit Jahrtausenden bekanntes, natürliches Mittel aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), das seit Kurzem wieder in aller Munde ist, sind Adaptogene. Diese Pflanzenstoffe haben den Vorteil, dass sie nebenwirkungsfrei sind und darum von Kindern ebenso ungefährlich konsumiert werden können wie von Schwangeren, Senioren, sensiblen oder von Allergien geplagten Menschen.

In erster Linie schreibt die Medizin Adaptogenen eine harmonisierende Wirkung bei Stress, depressiven Verstimmungen, Darmproblemen und einem geschwächten Immunsystem zu. Daher ist es denkbar, dass sie auch bei einer Autoimmunreaktion Linderung verschaffen können.

Eine ärztliche Beratung bleibt vor der Einnahme von ergänzenden Präparaten in jedem Fall unverzichtbar!

Homöopathie gegen kreisrunden Haarausfall?

Ob Homöopathie wirkt, ist bekanntlich umstritten. Doch gerade bei Kindern ist eine schonende homöopathische Behandlung einer "Schocktherapie", bei der das Immunsystem absichtlich geschwächt wird, wohl vorzuziehen!

Nach dem Motto: Falls es nicht wirkt, kann es auch nicht schaden.

Cortison-Injektionen besitzen im Vergleich ein höheres Nebenwirkungsrisiko.

Seelische Hilfe ist so wichtig wie medizinische

Kreisrunder Haarausfall verursacht Leidensdruck, der ernstzunehmende seelische Folgen haben kann. Die Anschaffung einer Perücke ist einen Gedanken wert. Gleichzeitig kann psychologische Betreuung oder auch die Teilnahme an Selbsthilfegruppen unheimlich entlastend wirken.

Hinweis: Dieser Artikel enthält allgemeingültige Informationen. Er dient nicht zur Selbstdiagnose und ersetzt auch keinen Arztbesuch!