Haarausfall in den Wechseljahren

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Knapp 30% aller Frauen sind von Haarausfall in den Wechseljahren betroffen. Der Hauptgrund hierfür sind Hormonschwankungen, doch auch erbliche Faktoren spielen eine Rolle. Dieser Artikel erklärt leicht verständlich, was genau die Wechseljahre sind, wie sie sich äußern, welche Ursachen Haarausfall in den Wechseljahren haben kann und was sich dagegen unternehmen lässt.

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Was passiert bei Frauen in den Wechseljahren?

„Wechseljahre“, in der Fachsprache „Klimakterium“, nennt man den Zeitraum, in dem die Eierstöcke der Frau aufhören, Eizellen bereitzustellen und die Produktion der Geschlechtshormone sich verändert.

Die Frauen hierzulande sind im Durchschnitt 51 Jahre alt, wenn sie in die Wechseljahre eintreten. Bei manchen ist es bereits mit Mitte 40 soweit, bei anderen erst mit Mitte 50.

Das erste Anzeichen ist eine unregelmäßig auftretende Monatsblutung. Mal dauert der Zyklus länger als gewöhnlich, mal kommt die Menstruation eher als erwartet, mal bleibt sie einen Monat oder länger vollständig aus. Die Fruchtbarkeit nimmt während der Wechseljahre ab.

Die Zeit nach der letzten Menstruation bezeichnet man als Menopause. Üblicherweise dauert es ein Jahr oder länger, bis der Umstellungsprozess vollständig abgeschlossen ist, überhaupt kein Eisprung mehr stattfindet und der Hormonhaushalt sich angeglichen hat.

Häufige Beschwerden, die damit einhergehen, sind Hitzewallungen, Unterleibsschmerzen und Haarausfall in den Wechseljahren.

Was tun die Hormone während der Wechseljahre?

Bei den körperlichen Veränderungen, die während der Wechseljahre und danach zu beobachten sind, spielen zwei Hormone eine besonders wichtige Rolle: Östrogen und Progesteron. Diese weiblichen Sexualhormone werden hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet und sorgen dafür, dass fruchtbare Eizellen entstehen und jeden Monat der Eisprung stattfindet. Auf diese Weise steuern sie den weiblichen Zyklus.

Während ihrer fruchtbaren Zeit haben Frauen einen vergleichsweise hohen Östrogen-Spiegel. In der Perimenopause (der Vorstufe zur Menopause) steigert der Körper vorübergehend die Produktion von Östrogenen. Dies führt zu einer Östrogendominanz und kann sich durch Brustspannen, Schmerzen im Unterleib und eine stärkere Regelblutung bemerkbar machen.

Während und nach der Menopause schwanken die Östrogene stark. Von dem erhöhten Wert aus, sinkt die Hormonkonzentration in den Keller, da die Eierstöcke nun ihre Aktivität einstellen. Diese abrupte Veränderung löst Haarausfall in den Wechseljahren aus, aber auch Hitzewallungen, Scheidentrockenheit, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Wie intensiv diese Beschwerden auftreten, ist individuell verschieden.

ÜBRIGENS: Einer Frau steht über die Dauer ihres Lebens ein Vorrat von ca. 400.000 Eizellen zur Verfügung. Diese enorme Menge lässt sich zwar nicht aufbrauchen,  doch ab einem gewisse Alter werden die Eizellen unbrauchbar. Sie altern, wie alle übrigen Zellen auch und die Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen, sinkt. Also passt der Körper die Hormonproduktion an, damit die Eizellen nicht mehr befruchtet werden können. Die Ausschüttung von Östrogenen, die den Eisprung und die Fruchtbarkeit regulierten, wird überflüssig: Die Wechseljahre haben begonnen.

Erblich bedingter Haarausfall in den Wechseljahren

Erblich bedingter Haarverlust kann bei Frauen bereits in den 30ern oder sogar noch eher einsetzen. Aber bei den meisten tritt Haarausfall in den Wechseljahren auf. Geheimratsecken bei Frauen und diffuser Haarausfall sind der Dysbalance zwischen Östrogenen und Testosteron geschuldet:

Weil die Produktion von Östrogen und Progesteron zurückgeht, fehlt der Ausgleich zum Testosteron, das dadurch ungehindert seine Wirkung im weiblichen Organismus entfalten kann. Aus Testosteron wird mithilfe eines Enzyms Dihydrotestosteron (DHT) gebildet – ein Androgen (männliches Geschlechtshormon), welches das Haarwachstum beeinflusst.

Manche Menschen besitzen an den Haarwuzeln eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Rezeptoren, die auf DHT reagieren. Langfristig schädigt diese Überempfindlichkeit die Haarwurzel. Sie schrumpft, kann nur noch dünne Haare bilden, deren Wachstumsphase sich immer weiter verkürzt.

Im Endstadium dieser Entwicklung ist die Haarwurzel so weit verkümmert, dass die Nährstoffversorgung über die Mikroblutgefäße der Kopfhaut unterbrochen ist. Dann ist der Haarverlust irreversibel, also nicht mehr rückgängig zu machen.

Die Veranlagung zu einer solchen DHT-Sensibilität ist genetisch veranlagt und kann weitervererbt werden. Männer sind häufiger davon betroffen, auch deswegen, weil ihr Körper von Natur aus deutlich mehr Testosteron bildet. Aber auch unter Frauen ist erblich bedingter Haarausfall verbreitet.

Weil diese Form des Haarverlustes durch einen Überschuss oder eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber Androgenen ausgelöst wird, spricht man von androgenetischer Alopezie.

Bei Frauen verläuft der Haarausfall in den Wechseljahren in der Regel nach folgendem Muster: Das Haar am Oberkopf dünnt entlang des Mittelscheitels aus. Allmählich wird die Kopfhaut sichtbar. Vorn über der Stirn kann sich die kahler werdende Zone seitwärts ausdehnen, sodass sie letztendlich an die Form einer Tanne erinnert. Mediziner sprechen in Anlehnung daran vom „Christmas Tree-Muster“ (dt. Weihnachtsbaum-Muster).

Frauen neigen nur in den aller seltensten Fällen zur Glatzenbildung, wie dies bei Männern mit erblich bedingtem Haarausfall häufig vorkommt.

MERKE: Obwohl die Produktion von Östrogenen während der Wechseljahre zurückgeht, bleibt der Testosteron-Spiegel weitgehend konstant.

Diffuser Haarausfall in den Wechseljahren

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Nicht alle Frauen besitzen die Veranlagung zu androgenetischer Alopezie. Dennoch fallen sogar jenen, die davon unbelastet sind, während der Wechseljahre die Haare aus.

Diffuser Haarausfall in den Wechseljahren verläuft nach einem anderen Muster. Anstatt sich auf die Scheitelregion zu beschränken, wird das Haar flächendeckend dünner.

Meist begleitet dieses Symptom außerdem eine allgemeine Verschlechterung der Haarstruktur. Das Haar wirkt insgesamt matter und hat weniger Naturvolumen.

Wenn die Haarwurzeln DHT-unempfindlich sind und dennoch ausfallen, kann dies an den bereits beschriebenen Hormonschwankungen liegen. Während der Östrogendominanz wachsen mitunter zusätzliche Haare, die dann abgestoßen werden, wenn der Östrogenspiegel wieder sinkt.

So kann der Eindruck eines diffusen Haarausfalls entstehen, obwohl der „Grundvorrat“ an Haaren unangetastet bleibt. Je nach dem wie stark die Hormonschwankungen ausfallen, zeigt sich Haarausfall in den Wechseljahren teils deutlich sichtbar, teils kaum wahrnehmbar. Dies ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Gleiches gilt für Haarausfall nach der Schwangerschaft.

Andere Ursachen für diffusen Haarausfall

Diffuser Haarausfall kann ebenso symptomatisch auftreten, als Begleiterscheinung einer Krankheit, Unverträglichkeit, medikamentöser Nebenwirkung oder Mangelerscheinung. Wenn diffuser Haarausfall in den Wechseljahren auftritt, liegt dem meistens keine Krankheit zugrunde.

Aber genau kann man als Laie nicht einschätzen, ob der Haarverlust nun wirklich mit Schwankungen des Östrogen-Spiegels zusammenhängt oder nicht doch tiefere Ursachen hat. Ein Arztbesuch, verbunden mit einem detaillierten Blutbild, kann mögliche Erkrankungen diagnostizieren und Mangelerscheinungen wie beispielsweise akuten Eisenmangel aufdecken.

Je eher man die Ursache erkennt, desto gezielter lässt sich gegensteuern und desto größer ist die Chance auf sichtbaren Behandlungserfolg.

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Verschwindet der Haarausfall nach den Wechseljahren?

Während diffuser Haarausfall in den Wechseljahren nur temporär auftritt und sich normalerweise von selbst wieder reguliert, tendieren die Chancen, dass androgenetische Alopezie ohne Behandlung verschwindet, gegen Null.

Auch, wenn die Hormonschwankungen irgendwann nachlassen, wird nach den Wechseljahren deutlich weniger Östrogen gebildet als vorher.

Im Verhältnis dazu erhält Testosteron einen höheren Wirkungsgrad, die DHT-Produktion wird nicht mehr von weiblichen Geschlechtshormonen gedämpft. Und auch die Empfindlichkeit der Haarwurzel bleibt beständig.

Je länger DHT auf die Rezeptoren der Haarfollikel einwirkt, desto weiter schreitet deren unumkehrbarer Verfallsprozess fort.

Haarausfall in den Wechseljahren behandeln

Bei den Wechseljahren handelt es sich nicht um eine Krankheit. Die unliebsamen Begleiterscheinungen sind nur in den seltensten Fällen behandlungsbedürftig und verschwinden früher oder später von selbst.

Eine Ausnahme bildet die androgenetische Alopezie. Hier empfiehlt es sich, sich rechtzeitig von einem Dermatologen beraten zu lassen. Nützlich ist es, sich bereits im Voraus über gängige Medikamente gegen Haarausfall zu informieren.

Für Frauen, die von erblich veranlagtem Haarverlust betroffen sind, hat sich Minoxidil als wirksam erwiesen. Die Lösung, die auf das Haar aufgetragen wird, kommt mit einer relativ überschaubaren Liste an möglichen Nebenwirkungen aus. (Ästhetisches Risiko, insbesondere für dunkelhaarige Frauen, ist eine unerwünschte Gesichtsbehaarung.)

Auf Hormonpräparate sollte nur in äußersten Notfällen und in geringst möglicher Dosierung zurückgegriffen werden: Der Körper organisiert seinen Hormonhaushalt während der Wechseljahre neu.

Hormontabletten, die meist Östrogene enthalten und in diesen natürlichen Prozess eingreifen, können das Risiko für Brust- und Gebärmutterkrebs steigern. Natürliche Mittel gegen Haarausfall in den Wechseljahren sind zwar am schonendsten, ihre Wirkung ist allerdings umstritten.

Lernen, auf den Körper zu hören

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Um diffusem Haarausfall in den Wechseljahren entgegenzuwirken, empfiehlt sich eine eiweißreiche Ernährung. Haare bestehen zu einem Großteil aus Keratin. Für dessen Bildung braucht es ausreichen Proteine und Aminosäuren.

Fettarme Diäten sind darum während der Wechseljahre nicht zu empfehlen, wenigstens nicht auf Dauer. Auch auf eine konstante, verträgliche Aufnahme von Spurenelementen wie Eisen und Zink sollte man Acht geben.

Zu gesunder Ernährung gehört zudem, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Reines, stilles Wasser ist für den Körper am bekömmlichsten, mindestens zwei Liter pro Tag die ideale Menge.

Wer sich und seinem Haar etwas Gutes tun möchte, achtet außerdem auf Stressvermeidung. Sogenannter negativer Stress, seelische Belastungen und Überanstrengungen schwächen nicht nur das Immunsystem, sondern auch den ohnehin in Aufruhr befindlichen Hormonhaushalt.

Lesetipp: Haarausfall durch Stress

Bis das Haar wieder nachgewachsen ist, lassen lichte Stellen sich am besten und einfachsten mit Streuhaar kaschieren.

Hinweis: Dieser Artikel enthält allgemeingültige Informationen. Er dient nicht zur Selbstdiagnose und ersetzt auch keinen Arztbesuch!