Erblich bedingter Haarausfall
Über Androgenetische Alopezie, wie erblich bedingter Haarausfall im Fachjargon heißt, kursieren viele widersprüchliche Informationen. Im Internet diskutieren Experten und solche, die sich dazu ernennen, darüber, ob erblich bedingter Haarausfall nun heilbar sei oder nicht.
Fakt ist: Androgenetische Alopezie ist keine Krankheit, sondern ein rein ästhetisches Problem! Außerdem herrscht Einigkeit darüber, dass der Verlauf des Haarverlusts bei allen Betroffenen individuell verschieden verläuft. Ob Mann oder Frau, jung oder betagt - gemäß der genetischen Veranlagung kann erblich bedingter Haarausfall jederzeit einsetzen und sich unterschiedlich stark ausbreiten.
Zwar gibt es einige allgemeine Maßnahmen, mit denen jeder den erblichen Haarausfall hinauszögern kann. Aber selbst gesunde Ernährung, Sport, Kopfmassagen und reichhaltige Haarpflege können den Haarverlust auf lange Sicht nicht ganz verhindern. Dennoch ist Androgenetische Alopezie kein Problem, mit dem man sich abfinden muss. Denn es gibt in der Tat Mittel, die die Haarfülle zurückbringen können. Wie immer gilt: Wissen ist Macht!
Wie erkennt man erblich bedingten Haarausfall? Welche Unterschiede gibt es zwischen den Geschlechtern? Und schließlich die wichtigste Frage – was hilft wirklich dagegen?
Die Ursache für Erblich bedingten Haarausfall
Erblich bedingter Haarausfall wird von sogenannten Androgenen (männlichen Geschlechtshormonen) hervorgerufen. Der Hauptübeltäter heißt Dihydrotestosteron (DHT). Eine hochwirksame Form von Testosteron.
Dieses Hormon nimmt hauptsächlich Anteil an der Ausprägung männlicher Geschlechtsmerkmale. Männer benötigen DHT zum Beispiel für eine normale Funktion der Prostata, für die Potenz und Zeugungsfähigkeit. In der Pubertät sorgt es dafür, dass die Schultern breiter, die Stimme tiefer und die Körperbehaarung dichter wird.
Im weiblichen Organismus nimmt DHT eine weniger wichtige Rolle ein und ist in viel geringerer Konzentration vorhanden. Allerdings sollte seine Wirkung dennoch nicht unterschätzt werden, denn es ist es unverzichtbar für die Talgproduktion der Kopfhaut, die Libido und für die Entwicklung männlicher Embryonen in der Schwangerschaft.
ÜBRIGENS: Alopezie ist der Fachbegriff für sichtbar lichteres Haar. Den Haarausfall selbst bezeichnen Dermatologen als Effluvium. Daher wird man im Zusammenhang mit erblich bedingtem Haarausfall auch auf den Begriff „androgenetisches Effluvium“ stoßen.
Wie kann DHT Haarausfall verursachen?
Dihydrotestosteron beeinflusst unter anderem unser Haarwachstum, indem es auf Hormonrezeptoren an den Haarfollikeln wirkt. Manche Menschen besitzen überdurchschnittlich viele Rezeptoren, die auf DHT reagieren. Dadurch sind die Haarfollikel sensibler. Bei andauerndem Kontakt mit DHT werden sie in Mitleidenschaft gezogen.
Die angegriffenen Haarwurzeln schrumpfen und bringen immer dünnere Haare hervor, die auch zeitiger ausfallen.
Ab einem gewissen Stadium können die Haarwurzeln überhaupt keine Haare mehr bilden und der Haarverlust bleibt irreversibel, also unumkehrbar.
An diesem Prozess können auch die besten Haarwuchsmittel nichts ändern, weil sie die eigentliche Ursache erblich bedingten Haarausfalls nicht beheben können: Eine hormonelle Übersensibilität. Die Veranlagung zu dieser DHT-Empfindlichkeit ist angeboren und kann weitervererbt werden.
Bei Menschen, die diese Veranlagung nicht besitzen, wirkt Dihydrotestosteron sich auch nicht negativ auf das Haarwachstum aus.
Erblich bedingter Haarausfall bei Männern
Männer sind wesentlich häufiger von androgenetischer Alopezie betroffen als Frauen, weil sie eine viel höhere Konzentration an Androgenen im Körper besitzen.
Bei einigen setzt erblich bedingter Haarausfall schon im jungen Erwachsenenalter ein, andere bemerken ihn erst in der zweiten Lebenshälfte. Wann Androgenetische Alopezie beginnt, wird hauptsächlich von den Erbanlagen bestimmt.
Wie stark der Haarausfall ist und wie weit er sich ausbreitet, hängt davon ab, wie stark die DHT-Empfindlichkeit ausgeprägt ist. Besitzen die Haarfollikel sehr viele Rezeptoren, kann das Hormon viel intensiver wirken. Dann braucht es nicht lange, bis die Haarwurzel kapituliert.
Sind weniger Rezeptoren vorhanden, schreitet der Verfallsprozess langsamer voran und der betroffene Mann hat gute Chancen, sein Haupthaar bis ins hohe Alter zu behalten.
Dieser Verlauf ist typisch für erblichen Haarausfall: Zuerst zeigen sich Geheimratsecken bei Männern. Der Haaransatz oberhalb der Schläfen weicht immer weiter zurück. Am Hinterkopf dünnt das Haar meist kreisförmig aus und die lichten Bereiche näheren sich einander an, bis eine Stirnglatze entsteht. Der Haarkranz im Nackenbereich bleibt bis zuletzt stehen, weil die Haarfollikel im Nacken eher DHT-unempfindlich sind.
Erblich bedingter Haarausfall bei Frauen
Frauen, die zu erblich bedingtem Haarausfall tendieren, merken dies häufig erst in den Wechseljahren: Wenn der Östrogenspiegel sinkt, fehlt ein Ausgleich zu den Androgenen und die Haarfollikel sind der sprunghaften Dominanz von Dihydrotestosteron ausgeliefert.
Das kann sich auch bei erblich unbelasteten Frauen durch plötzlichen diffusen Haarausfall während der Wechseljahre äußern.
Manche Frauen leiden bereits in ihren 20ern oder 30ern an androgenetischer Alopezie. Daran kann ein erhöhter Testosteronwert oder schlichtweg eine sehr ungünstige Veranlagung schuld sein!
Bei den meisten verläuft erblich bedingter Haarausfall nach dem femininen Muster: Das Haar dünnt allmählich am Oberkopf aus, weil die DHT-empfindlichen Haarfollikel entlang des Scheitels verteilt sind.
Doch es können auch Geheimratsecken bei Frauen vorkommen, die in Richtung Oberkopf zurückweichen. In diesem Fall spricht man vom maskulinen Typ.
Medikamente gegen erblich bedingten Haarausfall
Medikamente gegen Haarausfall zielen meist darauf ab, die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron zu unterbinden. Allerdings kann es Monate dauern, bis die Wirkung sich optisch bemerkbar macht und sie hält nur an, solange man das Medikament regelmäßig einnimmt.
Finasterid
Männern zwischen 18 und 40 Jahren wird häufig Finasterid empfohlen, ein verschreibungspflichtiges Präparat in Tablettenform, das für Frauen nicht geeignet ist. Finasterid soll besonders wirksam sein und sogar verkümmertes Haar wieder sprießen lassen. Wenn man bedenkt, dass mögliche Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Potenzstörungen, eine Vergrößerung der Brustdrüse und Fehlbildungen der Prostata laut Medizinern bleibend sein können, anstatt mit dem Absetzen des Medikaments zu verschwinden, ist das allerdings für viele abschreckend.
Minoxidil
Minoxidil ist ein rezeptfrei erhältlicher Schaum, der direkt auf die Kopfhaut aufgetragen wird. Frauen können Minoxidil ebenso anwenden wie Männer, auch wenn sie dabei zu einer geringeren Wirkstoffkonzentration greifen sollten. Denn bei Frauen besteht das zusätzliche Risiko, dass der Haarwuchs sich unerwünscht auf das Gesicht ausbreitet. Dass Minoxidil das Haarwachstum anregt, haben Forscher durch Zufall entdeckt. Wieso genau es diese Wirkung zeigt, ist noch nicht geklärt.
Alfatradoil
Alfatradiol ist ein weniger bekanntes Mittel gegen Haarausfall, das man, ähnlich wie Minoxidil, direkt auf die betroffenen Stellen aufträgt. Es soll verhindern, dass Dihydrotestosteron mit der Haarwurzel in Kontakt kommt. Die Liste möglicher Nebenwirkungen ist überschaubar, der Wirkungsgrad wird allerdings als gering eingeschätzt.
Wenn der Arzt feststellt, dass Haarausfall bei Frauen durch einen erhöhten Testosteron-Spiegel zustande kommt, kommt eine Hormonbehandlung durch Antiandrogene infrage. Diese heben die Wirkung der männlichen Geschlechtshormone teilweise auf.
MERKE: Die Anwendung der genannten Wirkstoffe ist nur sinnvoll, wenn es tatsächlich um erblich bedingten Haarausfall geht. Gegen diffusen oder kreisrunden Haarausfall richten sie nichts aus. Schwangeren und stillenden Frauen sollten die Einnahme hormonwirksamer Präparate generell vermeiden, da sie ein nicht tragbares Risiko für das Baby darstellen.
Haartransplantation bei erblich bedingtem Haarausfall?
Bei einer Haartransplantation werden Eigenhaare aus dem Nackenbereich entnommen und an den zu kaschierenden Stellen wieder eingepflanzt. Im Idealfall wachsen die verpflanzten Haare normal weiter und fallen auch der Androgenetischen Alopezie nicht mehr zum Opfer.
Schließlich sind die Haarfollikel im Bereich des Nackens unempfindlich gegenüber DHT. Nachhaltiger Erfolg lässt sich allerdings nicht garantieren.
Je nachdem, wie groß die von Haarausfall betroffene Fläche ist, kann eine Haartransplantation einen erheblichen Kostenfaktor darstellen. Mindestens 4000 Euro sollte man einkalkulieren.
Scalp Painting | Kopfhaut Pigmentierung | Mikrohaarpigmentierung
Beim Scalp Painting, hierzulande auch Kopfhaut Pigmentierung oder Mikrohaarpigmentierung genannt, werden winzige Farbpigmente in Abständen in die Kopfhaut eingebracht.
Die Methode ähnelt einer Tätowierung und eignet sich besonders gut bei Glatzen, kahlen Stellen und Geheimratsecken, auf denen kein Eigenhaar mehr wächst. Scalp Painting erzeugt die Illusion von dicht stehenden, kurzen Haarstoppeln in den betreffenden Regionen der Kopfhaut.
Eigenhaartransplantationen können durch eine Mikrohaarpigmentierung ergänzt werden, um ein noch authentischeres Ergebnis mit mehr optischer Dichte zu erzielen.
Doch auch Glatzenträger, die von Natur aus dunkles Haar haben und bei denen sich der Verlauf der Androgenetischen Alopezie trotz der Kürze noch abzeichnet, erzielen mit einer Kopfhaut Pigmentierung oft gute Ergebnisse.
Vorteilhafte Frisuren bei erblich bedingtem Haarausfall
Mut zur Glatze
Wer sich einmal aufmerksam auf der Straße umsieht, wird feststellen, dass eine Glatze bei Männern keine allzu seltene Frisur ist. Weit über die Hälfte aller Männer haben mit erblich bedingtem Haarausfall zu kämpfen, denn mit höherem Alter steigt auch die Anzahl der sichtbar von Androgenetischer Alopezie Betroffenen.
Darum ist es für viele naheliegend, eine raspelkurze Frisur zu wählen – diese kaschiert Haarausfall nämlich am besten.
Studien zeigen, dass wir Männern mit Glatze bessere Führungsqualitäten, mehr Intelligenz und Durchsetzungsvermögen zutrauen und sie außerdem als attraktiver wahrnehmen als jene, die sich ihr lichtes Haar mit letzter Verzweiflung über die Halbglatze kämmen.
Das Haar am Hinterkopf oder den verbleibenden Haarkranz im Nacken lang wachsen zu lassen, lenkt den Blick unwillkürlich auf die kahlen Stellen.
Männer wirken damit älter und ungepflegter, als sie in Wirklichkeit sind. Eine Glatze oder raspelkurze Frisur dagegen hebt die Vorzüge der Gesichtszüge hervor.
Eine unpassende Kopfform oder Kinnpartie kann Mann durch einen Bart ausgleichen. Die Länge des Bartes ist dabei nicht das Entscheidende, wichtig ist nur, dass er gepflegt erscheint.
Kurz, dicht, voluminös
Um Geheimratsecken zu kaschieren, wenn das Deckhaar noch voll und dicht ist, eignet sich ein schräger Pony oder Seitenscheitel. Einfach das Haar an der bevorzugten Seite scheiteln und mit natürlichem Schwung über eine Geheimratsecke kämmen.
Ist nur eine Geheimratsecken sichtbar, während das Haupthaar den Makel auf der anderen Gesichtshälfte überdeckt, nehmen wir das nicht als Zeichen für lichtes Haar, sondern als maskuline Denkerstirn wahr.
Bei leichtem Haarausfall lässt sich auch mit einem Fade Cut summeln. Dabei handelt es sich um einen Faconschnitt mit sehr kurzem Nackenhaar, das nach oben hin ganz allmählich an Länge gewinnt und in voluminöses Deckhaar übergeht, das durch den Kontrast zum Nacken automatisch fülliger wirkt.
Für Frauen gilt: Mit kurzen oder mittelangen Frisuren lässt sich auch bei dünnem Haar ganz einfach Volumen kreieren. Das Deckhaar sollte dabei immer so voll wie möglich bleiben. Die Dichteschere hat dabei nichts zu suchen.
Frisuren mit Tolle, nach hinten gekämmt oder mit leicht versetztem Seitenscheitel verdecken eine lichte Oberkopfpartie. Dunkle Haarfarben und Strähnchen geben der Frisur optisch noch mehr Dichte.
Haarverdichtungen und Extensions sind, je nach Menge und Aufwand, erschwinglich und bei fast jedem Friseur zu haben.
Hinweis: Dieser Artikel enthält allgemeingültige Informationen. Er dient nicht zur Selbstdiagnose und ersetzt auch keinen Arztbesuch!