Geheimratsecken bei Männern
In 95% der Fälle ist der Auslöser für Geheimratsecken bei Männern eine androgenetische Alopezie (Alopecia androgenetica). Was erst einmal bösartig klingt, ist aus medizinischer Sicht ungefährlich. Androgenetische Alopezie ist der Fachbegriff für Haarausfall, der durch eine Sensibiltät gegenüber männlicher Hormone ausgelöst wird. Da die Veranlagung dafür genetisch weitergegeben werden kann, spricht man von erblich bedingtem Haarausfall.
Statistischen Erhebungen zufolge sind fast 40% der Männer von androgenetischem Haarausfall betroffen. Wenn die nahen männlichen Verwandten ebenfalls zu Geheimratsecken oder Glatze neigen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um eine erbliche Veranlagung handelt.
In seltenen Fällen kann dreieckiger Haarausfall an den Schläfen mit erblich bedingten Geheimratsecken verwechselt werden. Wer neben dem Haarausfall also auch körperliche Symptome spürt, sollte darum zur Sicherheit einen Hautarzt (Dermatologen) aufsuchen.
Warum heißt es "Geheimratsecken"?
Geheimratsecken bei Männern bezeichnen umgangssprachlich lichte Stellen und einen zurückweichenden Haaransatz oberhalb der Schläfen. Abgeleitet ist diese Bezeichnung vom Geheimen Rat – ein Ehrenposten, den Könige damals an Männer verliehen, die sich um die Belange des Reiches verdient gemacht hatten.
Den König weise beraten zu können, setzte ein Mindestmaß an Ansehen und Erfahrung voraus. Darum wurde der Titel Geheimer Rat oftmals älteren Männern verliehen.
Da die Wahrscheinlichkeit für Geheimratsecken bei Männern mit dem Alter steigt, dürften sich unter diesen Geheimen Räten viele Mitglieder mit lichtem Haar befunden haben.
Und obwohl die Geheimratsecken bei Männern objektiv in keinem Zusammenhang mit der tatsächlichen Intelligenz oder dem gesellschaftlichen Ansehen stehen, etablierten sie sich als umgangssprachliches Merkmal angesehener, älterer Herren.
In einigen Regionen werden sie auch Hofratsecken oder Ministerwinkel genannt, was ebenfalls auf die Verbindung zu bedeutenden Ämtern hindeutet.
Ein Faktor bei der Namensgebung dürfte auch gewesen sein, dass Frauen während der Monarchie in Europa keine politischen Posten bekleiden durften und in staatlichen Belangen generell wenig Mitspracherecht hatten. Außerdem sind Frauen nur selten von Geheimratsecken betroffen. Darum gelten sie noch heute als typisch männliches Phänomen.
Von Geheimratsecken bis zur Glatze
Das Hormon, das die Entstehung von Geheimratsecken bei Männern auslöst, nennt sich Dihydrotestosteron (DHT). Dieses wird aus dem Sexualhormon Testosteron gebildet, das bei Männern in wesentlich höherer Konzentration vorhanden ist als bei Frauen. Von androgenetischer Alopezie Betroffene besitzen an den Haarfollikeln besonders viele Rezeptoren für DHT, was besagte Überempfindlichkeit hervorruft.
DHT bewirkt, dass die Wachstumsphase eines Haars sich verkürzt und es somit eher ausfällt. Langfristig führt dies dazu, dass die Haarwurzel sich verkleinert, das Haar immer dünner wird und schließlich verkümmert. Sind die betroffenen Follikel bis zu einem bestimmten Stadium geschrumpft, kann das Haar an dieser Stelle nicht mehr nachwachsen.
Von der Stirn ausgehend, lichtet sich das Haar bis hin zum oberen Hinterkopf, sodass irgendwann eine Scheitelglatze entsteht. Die Rezeptoren der Haare im Nackenbereich reagieren in der Regel eher unempfindlich auf DHT, darum fallen sie dort erst ganz zuletzt oder überhaupt nicht aus.
MERKE! Geheimratsecken deuten NICHT auf eine Überproduktion von Testosteron hin. Der Grund für den Haarausfall ist eher, dass die Haarwurzeln im Stirn- und Haupthaarbereich besonders viele Rezeptoren besitzen, die auf Diydrotestosteron (DHT) reagieren. Eine gesteigerte Anzahl dieser Rezeptoren kann weitervererbt werden, darum spricht man auch von erblich bedingtem Haarausfall.
Geheimratsecken bei Männern bekämpfen
Gesundheitlich sind erblich entstandene Geheimratsecken völlig unbedenklich. Viele stören sich optisch daran und fragen sich zu Recht, was man gegen Haarausfall unternehmen kann.
Es existiert eine Unzahl von Mitteln, ob zum Einnehmen oder Auftragen, die das Wachstum der Haare reaktivieren soll. Manchmal bringen diese Mittel tatsächlich den Vorteil mit sich, die Durchblutung der Kopfhaut zu fördern, was eine bessere Nährstoffversorgung der Haarwurzel und dadurch auch einen kurzfristig positiven Effekt haben kann.
Da der Grund für Geheimratsecken meist aber keine Unterversorgung der Haarfollikel, sondern eine DHT-Empfindlichkeit ist, können solche Mittel den Haarverlust nicht aufhalten.
Mit zunehmendem Alter wird die Wahrscheinlichkeit, das Haarwachstum wieder aufleben zu lassen, immer geringer. Die Haarwurzeln degenerieren, je länger sie der Wirkung von Dihydrotestosteron ausgesetzt sind, immer mehr. Ab einem gewissen Punkt ist der Haarverlust unumkehrbar (irreversibel).
Daran ändern auch teure Lotions, Shampoos oder Nahrungsergänzungsmittel nichts. Unter Umständen können sie nur helfen, das Entstehen von Geheimratsecken bei Männern hinauszuzögern. Wer beim Gebrauch bestimmter Produkte Rötungen, Hautschuppen oder andere Nebenwirkungen feststellt, sollte die Anwendung unbedingt einstellen und sich mit einem Arzt besprechen.
Unbedenklich ist die Anwendung von Streuhaar auf Baumwoll-Basis. Dieses kosmetische Produkt hilft, Geheimratsecken unsichtbar zu machen.
Was bringen Medikamente?
Androgenetische Alopezie ist nicht heilbar, sondern lässt sich nur verzögern. Je eher mit der Behandlung begonnen wird, desto besser stehen die Chancen, dass die Haarpracht lange erhalten werden kann. Medikamente gegen Haarausfall sind zwar gebräuchlich, einige bringen allerdings unumkehrbare Nebenwirkungen mit sich.
Manche sind ohne Rezept in der Apotheke oder im Internet erhältlich, andere sind verschreibungspflichtig. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt vor der der Einnahme über alle möglichen Begleiterscheinungen und Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten informieren!
ÜBRIGENS: Androgene sind Sexualhormone, die die Ausbildung geschlechtsspezifischer Merkmale steuern. Bei Männern werden Androgene in den Hoden und Nebennieren gebildet.
Geheimratsecken loswerden - mit einer Haatransplantation?
Bei einer Haartransplantation werden Haare aus dem Nackenbereich entnommen, die tendenziell eher DHT-unempfindlich sind. Die Chancen stehen gut, dass das Haar nach der Transplantation gesund weiterwächst - auch ohne die Einnahme von Medikamenten.
Eine Haartransplantation ist daher die einzig langfristig wirksame und zudem die sicherste Methode, Geheimratsecken zu kaschieren. Je nachdem, wie viele Haarwurzeln neu verpflanzt werden müssen, belaufen sich die Kosten in Deutschland auf durchschnittlich 4.700€.
Weniger Stress = weniger Haarausfall
Erwiesen ist, dass die Entstehung von Geheimratsecken sich durch ganz natürliche Maßnahmen verlangsamen lässt. Übermäßiger Stress und psychische Belastungen begünstigen jede Form von Haarausfall. Wer seinen Schopf so lange wie möglich erhalten möchte, sollte darum eine kräfteschonende Balance zwischen Arbeit und Entspannung finden.
Eine gesunde Ernährung, die den Bedarf an Eisen, Eiweiß und wichtigen Spurenelementen deckt, hilft ebenfalls bei der Gesunderhaltung des Haars. Ausreichend Bewegung fördert die Durchblutung im ganzen Körper, was den Nährstofftransport erleichtert und so auch den Haarwurzeln zugutekommt. Eine gesunde, entspannte Lebensweise ohne übermäßigen Genussmittelkonsum fördert die Gesundheit generell und hilft, Geheimratsecken so lange wie möglich zu vermeiden.
Lesetipp: Haarausfall durch Vitaminmangel
Geheimratsecken bei Männern als Krankheitssymptom
In seltenen Fällen können Geheimratsecken auf ein erhöhtes Risiko für Prostata- oder Herzkrankheiten hindeuten.
Eine 2017 durchgeführte Studie fand heraus, dass sich Geheimratsecken bei Männern mit bestimmten Merkmalen häufen: Studienteilnehmer mit geringer Körpergröße, heller Hautfarbe oder höherer Knochendichte wiesen vermehrt Haarausfall im Schläfenbereich auf.
Zudem wurde bestätigt, dass Geheimratsecken bei Männern ein leicht erhöhtes Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, anzeigen können. Mit welchen Zusammenhängen sich diese statistische Auffälligkeit wissenschaftlich begründen lässt, ist allerdings noch nicht erforscht.
Wenn Geheimratsecken bei Männern Depressionen auslösen
In unserer Gesellschaft versucht fast jeder, die äußerlichen Anzeichen des Alterns so lange wie möglich zu kaschieren. Durch die Medienpräsenz sind wir ständig mit Bildern von Menschen umgeben, die jünger, attraktiver, gesünder und glücklicher wirken als wir.
Weil wir dazu angelegt sind, uns mit anderen zu vergleichen, frustriert uns der Vergleich mit diesen alterslosen, schönen Selfiejägern – obwohl wir wissen, dass es sich dabei in den allermeisten Fällen um eine geschickt gepflegte Illusion handelt.
Je nach Veranlagung können Geheimratsecken bei Männern schon im Jugendalter auftreten. Manche bemerken mit Anfang 20, dass ihnen die Haare ausgehen. Andere bleiben davon verschont, bis sie 50 sind. Beides ist bei erblich bedingtem Haarverlust normal, weil der Verlauf je nach individueller Veranlagung früh oder spät einsetzen und sich über einen langen Zeitraum hinziehen kann.
Den ersten Ansatz von Geheimratsecken zu finden, kann ein herber Schlag für das Selbstwertgefühl sein. Je jünger der betroffene Mann, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Haarausfall seine Psyche beeinflusst. Niemand muss sich schämen, im Ernstfall einen Psychologen aufzusuchen. Wenn das Selbstbewusstsein so angeschlagen ist, dass es sich dauerhaft auf die Stimmung, die Lebensqualität und die sozialen Kontakte auswirkt, ist dringend Hilfe von einem Experten erforderlich.
Lesetipp: Haarausfall killt die Psyche - so durchbrichst Du den Teufelskreis
Geheimratsecken sind eine natürliche Erscheinung, von der viele Männer betroffen sind. Sie sagen nichts über den Charakter, den Wert und auch nur in den seltensten Fällen etwas über die Gesundheit eines Menschen aus. Jetzt gilt es, dominante Schönheitsideale stolz zu durchbrechen. Wichtig ist nur, sich mit sich selbst wohlzufühlen. Wenn seinerzeit sogar Universalgenie Johann Wolfgang von Goethe Geheimratsecken zur Schau stellen konnte, muss sich wahrlich niemand deswegen verstecken!
Hinweis: Dieser Artikel enthält allgemeingültige Informationen. Er dient nicht zur Selbstdiagnose und ersetzt auch keinen Arztbesuch!