Haarausfall bei Kindern

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Mögliche Formen und Gründe

Für Eltern ist es ein großer Schock, Haarausfall bei Kindern feststellen zu müssen. Dem können ganz einfache Ursachen zugrunde liegen, die sich durch geringfügige Maßnahmen beseitigen lassen. Manchmal deutet Haarausfall bei Kindern aber auch auf tiefgreifendere Probleme hin, seien sie gesundheitlicher oder seelischer Natur. Um keine bleibenden Schäden zu riskieren, sollte daher immer der fachliche Rat eines Dermatologen miteinbezogen werden. Dieser Artikel hilft, sich einen Überblick zu verschaffen, wie Haarausfall bei Kindern zustande kommen kann und welche Möglichkeiten es gibt, dem entgegenzuwirken.

Grundsätzlich unterscheidet man folgende Formen:

  • Umschriebener Haarausfall (deutlich abgegrenzte Areale)
  • Generalisierter Haarausfall (diffuser, über den Kopf verteilter Haarverlust)

Meistens ist Haarausfall bei Kindern nicht vernarbend. Sobald die Ursache beseitigt ist, kann das Haar also wieder nachwachsen. Selten kann es zu Vernarbungen der Kopfhaut kommen, in deren Folge der Haarverlust irreversibel bleibt. Diese Gefahr besteht zum Beispiel bei besonders heftigen Pilzinfektionen, bei Verbrennungen oder vereinzelten Autoimmunerkrankungen.

Haarausfall bei Babys

Bei Neugeborenen ist ein vorübergehender Haarausfall am Hinterkopf normal.

Dadurch, dass die Kleinen die meiste Zeit auf dem Rücken liegen, sind die empfindlichen, weichen Härchen bei jeder Bewegung Reibung ausgesetzt.

Viele Babys kommen bereits mit Kopfhaar zur Welt, einige sogar mit mehr oder weniger stark ausgeprägter Körperbehaarung.

Das sogenannte Lanugohaar bzw. Wollhaar entsteht in der 13. bis 16. Schwangerschaftswoche im Mutterleib und verschwindet spätestens innerhalb der ersten Woche nach der Entbindung.

Wenn Babys ihre ersten Haare verlieren, wachsen bald darauf neue nach. Das ist normalerweise nicht weiter bedenklich, sofern es nicht im Zusammenhang mit anderen Auffälligkeiten einhergeht.

ÜBRIGENS: Lanugo-Behaarung ist ein Überbleibsel der Evolution, das wir von unseren Vorfahren geerbt haben. Normalerweise bildet es sich noch im Mutterleib zurück. Manchmal wird es aber nicht schnell genug abgestoßen. Dann kommt das Baby mit einem Flaum auf die Welt, der nach nach wenigen Tagen ausfällt.

Umschriebener Haarausfall bei Kindern

Kreisförmiger Haarausfall bei Kindern kann sich ganz unvermittelt zeigen, von einem Tag auf den anderen. Die Kopfhaut an der betroffenen Stelle ist glatt, fühlt sich leicht teigig an, weist aber keine sichtbaren Anzeichen von Entzündungen auf. Der Mediziner nennt diese Form von Haarverlust Alopecia areata.

Sollte das gesamte Kopfhaar ausfallen, spricht man von Alopecia areata totalis. Ist die gesamte Körperbehaarung betroffen, Augenbrauen, Wimpern etc., wird dies unter dem Begriff Alopecia universalis zusammengefasst.

Typische Anzeichen für kreisrunden Haarausfall sind Ausrufezeichenhaare am Rand (Haare, die zum Haarschaft hin schmaler werden) und Veränderungen der Fingernägel: Kerben, Flecken, ein geröteter Nagelmond oder Sandpapiernägel. Sollten die Lymphknoten des Kindes geschwollen sein, deutet dies ebenfalls auf Alopecia areata hin. Jungen und Mädchen sind hiervon gleich häufig betroffen. Mögliche Auslöser können sein:

Atopische Diathese

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Kreisrunder Haarausfall bei Kindern kann durch eine Überreaktion des Immunsystems ausgelöst werden. Oft ist die Neigung zu immunologischer Überempfindlichkeit (atopische Diathese) erblich bedingt. Das Immunsystem richtet sich gegen die Haarfollikel, als seien es Krankheitserreger. Das Haar wird daraufhin abgestoßen. Wieso genau der Körper auf diese Weise „überreagiert“, lässt sich nicht genau begründen.

Man hat beobachtet, dass das Risiko, an Alopecia areata zu erkranken, sich erhöht, wenn die Betroffenen eine Veranlagung zu Allergien besitzen oder es innerhalb der Familie schon einmal aufgetreten ist – wobei ein genetischer Zusammenhang noch nicht erwiesen ist. Zudem haben Patienten mit der Weißfleckenkrankheit Vitiligo und Betroffene des Down-Syndroms besonders häufig mit kreisrundem Haarausfall zu kämpfen.

Eine Therapie gestaltet sich hier schwierig. Zuerst muss natürlich ausgeschlossen werden, dass eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt. Manchmal bewährt sich die Einnahme von Eisenpräparaten als Nahrungsergänzung. Zudem kann der Arzt Medikamente oder Cremes verschreiben, die Cortison enthalten. Je jünger das betroffene Kind, desto problematischer ist die medikamentöse Behandlung. Das Verhältnis zwischen dem Risiko der Nebenwirkungen und dem tatsächlichen Nutzen der Behandlung ist nicht immer leicht abzuschätzen.

Normalerweise verschwinden die kahlen Stellen nach einigen Monaten von selbst wieder. Trat der kreisförmige Haarausfall vor der Pubertät auf, ist die Wahrscheinlichkeit allerdings hoch, dass er irgendwann wiederkehrt.

Erkrankung der Schilddrüse

Alopecia areata kann ein Symptom für eine Fehlfunktion der Schilddrüse sein. Als solches wird es häufig von weiteren Auffälligkeiten begleitet.

  • Unterfunktion der Schilddrüse: Müdigkeit, Verstopfung, Antriebslosigkeit, Hauttrockenheit
  • Überfunktion der Schilddrüse: Herzrasen, Schwitzen, Durchfall, Gewichtsverlust, Haar wäschst schneller und fällt dafür eher aus

Haarausfall bei Kindern durch Pilzinfektionen

Wenn die haarlosen Stellen gerötet und schuppig sind und die Haare im Umkreis eher zu Haarbruch neigen, deutet das auf eine Infektion der Kopfhaut durch Pilze oder Bakterien hin.

Auch Wimpern und Augenbrauen können davon befallen werden. Eine solche Infektion ist ansteckend. Möglicherweise häufen sich die Fälle im Kindergarten, der Schule oder wo immer das Kind regelmäßig mit anderen in Kontakt kommt.

Mützen, Bürsten, Kissen, Handtücher… alles, wodurch die Erreger sich verbreiten können, sollte desinfiziert werden. Eine ärztliche Behandlung durch den Dermatologen ist dringend erforderlich. Verschlimmert sich die Infektion, weil sie zu lange unbehandelt bleibt, besteht Gefahr, dass die Kopfhaut vernarbt.

Selbst verursachter Haarausfall bei Kindern

Nicht immer deutet Haarausfall auf eine körperliche Erkrankung hin. Haarausfall bei Kindern kann ebenso gut durch äußere Faktoren hervorgerufen werden. Obwohl gesundheitlich ungefährlich, sind diese teils ebenso problematisch und dürfen auf keinen Fall unterschätzt werden.

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Kind reißt sich selbst die Haare aus

Von Trichotillomanie spricht man, wenn Patienten sich zwanghaft Haare ausreißen. Im Kleinkindalter betrifft dies Jungen häufiger als Mädchen, aber mit zunehmendem Alter kehrt sich dieses Verhältnis um. Eltern entdecken unregelmäßig abgegrenzte, kahle Areale. Die Kopfhaut ist teil verletzt oder entzündet und es fallen stellenweise verkürzte, abgebrochene Haare auf.

Eine zwanghafte Störung wie diese bedarf einfühlsamer, psychologischer Betreuung. Oft sind Ängste oder besondere Stresssituationen der Auslöser. Hat das Kind Probleme in der Schule/ im Kindergarten? Hat es einen geliebten Menschen verloren, sei es durch den Tod eines Familienmitglieds oder die Scheidung der Eltern? Bekommt es ein kleines Geschwisterchen und fühlt sich deswegen möglicherweise vernachlässigt?

Ähnlich verhält es sich mit der Trichotemnomanie: Patienten schneiden sich heimlich die Haare ab und verschweigen dies aus verschiedenen Gründen. Ein Kind, das sich selbst das Haar abschneidet, wird auf die Nachfrage der Eltern vielleicht behaupten, die Haare seien ihm ausgefallen. Aus Scham, weil es vermeiden möchte, ausgeschimpft zu werden. Oder weil es sich nach Zuwendung sehnt, die es durch eine vorgetäuschte Krankheit zu erhalten hofft.

Die passende Reaktion hierauf ist verständnisvolle Aufmerksamkeit, durch die das Kind sich ernstgenommen fühlen kann. Eine Standpauke ist nur eine weitere Zurückweisung, die die Bedürfnisse des Kindes missachtet und zu selbstverletzendem Verhalten führen kann.

Die falsche Frisur?

Entzündungen und Rötungen an den Rändern des Haaransatzes sowie abgebrochene Haare deuten auf eine Traktionsalopezie hin.

Einige Frisuren üben starken Zug auf die Haarwurzel aus, was Haarausfall bei Kindern begünstigt. Um dies zu vermeiden, reicht es schon, auf strenge Pferdeschwänze, straff geflochtene Braids etc. zu verzichten.

Lockere Frisuren schonen die Haarwurzel. Scharfe Shampoos oder zu heißes Föhnen sind ebenfalls Faktoren, die Ausschlag auf der Kopfhaut und Haarbruch auslösen können.

Das Kind zieht sich in sich zurück, wirkt oft traurig oder beschämt und sträubt sich, morgens in den Kindergarten oder in die Schule zu gehen? Auf Nachfrage schweigt es oder erfindet Ausflüchte wegen der kahlen Stellen auf seinem Kopf? Möglicherweise könnte es von anderen Kindern unter Druck gesetzt werden, die es an den Haaren ziehen, um ihm Schmerzen zuzufügen.

Wer den Verdacht hat, dass sein Kind Opfer systematischen Mobbings oder verletzender Übergriffe ist, sollte umgehend handeln!

Diffuser Haarausfall bei Kindern

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Hellhaarige Mädchen im Vorschulalter werden zahlenmäßig am häufigsten von diffusem Haarausfall geplagt. Das Haar wird dünner und lichtet sich am gesamten Kopf. Einzelne Haare lassen sich auszupfen, ohne dass ein Schmerzimpuls eintritt.

Genaue Erkenntnisse über die Ursache dieser Erscheinung liegen noch nicht vor. In der Regel gibt sich das Problem mit dem Eintritt der Pubertät aber von selbst, indem sich die Haarstruktur verändert und die Haarwurzel sich festigt.

Ebenso kann eine genetische Veranlagung zur Haarbrüchigkeit bestehen, was nicht heilbar und schwer therapierbar ist. Eine genetische Haarbildungsstörung (Genotrichose) äußert sich durch Fehlbildungen der Haare.

Das können beispielsweise unregelmäßige Verdickungen, Spaltungen oder andere am einzelnen Haar sichtbare Verformungen sein, die auch mit auffälligen Veränderungen der Finger- und Fußnägel einhergehen.

Verbesserungen der Haarstruktur können durch ärztlich begleitete Diäten erzielt werden, bei der auf eine bestimmte Nährstoff- und Eiweißzufuhr geachtet wird.

Haarausfall bei Kindern im Säuglings- oder Kleinkindalter kann im schlimmsten Fall auf Autoimmunerkrankungen und genetische Defekte hinweisen. Sofern Kinder neben dem Haarverlust noch weitere Auffälligkeiten wie unnatürlich blasse Haut, Appetitlosigkeit, Lichtempfindlichkeit und motorische Trägheit zeigen, sollten sie schnellstmöglich einem Arzt vorgestellt werden.

Wenn die Bewegungen des Kindes verlangsamt ablaufen, es Schwierigkeiten hat, seine Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes zu richten, es an Krampfanfällen oder Schlafstörungen leidet, besteht in jedem Fall Handlungsbedarf!

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Haarausfall bei Kindern durch Mangelerscheinungen

In Extremfällen stellt sich diffuser Haarausfall als Folge einer Unterversorgung ein. Besonders Eisen- oder Zinkmangel wirkt sich negativ auf den Körper aus. Besonders kleine Kinder, die sich noch in der Entwicklung befinden, brauchen eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung.

Falsche Ernährung, manchmal gepaart mit Flüssigkeitsmangel, zeigt sich zuerst durch Konzentrationsschwäche und Lustlosigkeit. Das Hautbild verschlechtert sich, möglicherweise gerät das Gewicht aus dem Bereich des gesunden Normalwerts und schließlich kann es zu Haarausfall kommen.

Lesetipp: Haarausfall durch Eisenmangel

Eine besorgniserregende Anzahl junger Mädchen und Jungen erkranken im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an einer Essstörung. Nicht immer bemerken die Eltern sofort, was los ist. Besonders bulimisches Verhalten lässt sich lange geheim halten. Erst, wenn sich ein sichtbarer Gewichtsverlust einstellt und das Bedürfnis, den eigenen Körper zu überwachen, unnatürliche Formen annimmt, offenbart sich das ganze Ausmaß.

Radikale Diäten können selbstverständlich zu akuten Mangelerscheinungen führen, was sich negativ auf die Haarfülle auswirkt.

Wenn sich derartige Symptome einstellen, obwohl die Ernährung stimmt und der seelische Zustand des Kindes stabil ist, könnte ein Parasitenbefall im Darm die Ursache für Mangelerscheinungen sein. Parasiten entziehen der Nahrung wertvolle Nährstoffe, bevor diese in die Blutbahn gelangen und verstoffwechselt werden können Eine ärztliche Untersuchung dürfte Klarheit schaffen.

Lesetipp: Haarausfall durch Vitaminmangel

ÜBRIGENS: Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung leidet etwa ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren in Deutschland an einer Essstörung. Mädchen sind zwar häufiger betroffen, doch Jungen sind ebenso gefährdet. Die meisten von ihnen erkranken während der Pubertät. Bulimie und Binge-Eating beginnt dagegen meist erst im jungen Erwachsenenalter.

Hinweis: Dieser Artikel enthält allgemeingültige Informationen. Er dient nicht zur Selbstdiagnose und ersetzt auch keinen Arztbesuch!