Haarausfall nach der Schwangerschaft

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Die meisten Frauen sind während der Schwangerschaft mit einem ebenmäßigen Teint und vollem Haar gesegnet. Aber ist das Baby erst auf der Welt, kann sich Haarausfall nach der Schwangerschaft (postpartale Alopezie) bemerkbar machen. Dabei handelt es sich um diffusen Haarverlust, der das gesamte Haupthaar erfasst, es insgesamt lichtet und den Eindruck von Geheimratsecken bei Frauen entstehen lassen kann. Wie es zu Haarausfall nach der Schwangerschaft kommt und was Betroffene dagegen unternehmen können, klärt folgender Artikel.

Haarausfall nach der Schwangerschaft durch Hormonschwankungen

Wie auch der Baby Blues wird Haarausfall nach der Schwangerschaft im Wesentlichen durch Hormone verursacht, tritt allerdings meistens erst zwei bis drei Monate nach der Geburt ein.

Bei einigen Frauen verändert sich die Haarpracht auch schon kurz nach der Entbindung. Das Haar wird spröde, stumpf und verliert seinen Glanz, bevor es schließlich immer dünner wird und ausfällt.

Nicht wenige Frauen empfinden ihr Haar als wichtigen Bestandteil ihrer Weiblichkeit, Gesundheit und Schönheit. Haarausfall nach der Schwangerschaft kann deshalb schnell zu Unsicherheit und einem schwindenden Selbstwertgefühl führen.

Aber wie kommt es überhaupt dazu?

Östrogene spielen verrückt

Hauptauslöser für Haarausfall nach der Schwangerschaft ist die starke Schwankung des weiblichen Sexualhormons Östrogen. Während der Schwangerschaft ist der Östrogen-Spiegel erhöht, in den letzten zwei Wochen vor der Entbindung ist er am höchsten.

Nach der Geburt fällt die Konzentration von Östrogenen im Blut plötzlich ab und pegelt sich innerhalb einiger Wochen wieder beim Normalzustand ein.

Weil Östrogen eine positive Wirkung auf das Haarwachstum hat, stellen Schwangere mit steigendem Östrogenspiegel fest, dass ihr Haar dichter, voller und gesünder wirkt als vor der Schwangerschaft. Genauer gesagt verlängern Östrogene die Wachstumsphase (Anagenphase) der Haare.

Durch den Hormonabfall nach der Geburt treten viele Haarwurzeln gleichzeitig in die Ruhephase (Telogenphase) ein: Sie hören auf, zu wachsen und fallen ca. 3 Monate später aus. Dies nehmen junge Mütter als verstärkten Haarausfall nach der Schwangerschaft wahr. 

Ist Haarausfall nach der Schwangerschaft ein gutes Zeichen?

Eigentlich bedeutet Haarausfall nach der Schwangerschaft nur eins: Dass sich der Hormonhaushalt wieder normalisiert und derselbe Zustand, den das Haar bereis vor der Geburt hatte, wieder eintritt. Das heißt, das Haarvolumen reduziert sich erst und steigt dann wieder auf das “normale” Level.

Da Frau nun aber neun Monate hatte, sich an die schönen, vollen Haare zu gewöhnen, wirkt das Haar im Vergleich dazu natürlich noch dünner und weniger.

Meistens ist dieser Haarausfall nur vorübergehend und kein Grund zur Sorge. Nur in den seltensten Fällen verringert sich das Haarvolumen (verglichen mit vor der Schwangerschaft) wirklich drastisch. In dem Fall sollte tatsächlich ärztliche Beratung in Betracht gezogen werden.

ÜBRIGENS: „Östrogen“ ist der Oberbegriff für Geschlechtshormone wie Östradiol, Östron, und Östriol. Gemeinsam mit den Gestagenen kontrollieren sie den weiblichen Zyklus. Sie werden in den Nebennieren, den Eierstöcken und bei Schwangeren zusätzlich in der Plazenta gebildet. Auch Männer besitzen einen Grundvorrat an Östrogenen, dieser ist allerdings deutlich geringer.

Das lösen Östrogene während der Schwangerschaft aus

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Wenn ein befruchtetes Ei sich in der Gebärmutterschleimhaut einnistet, schüttet der Körper humanes Choriongonadotropin (hCG) aus. Dieses Hormon verhindert, dass weitere Eier zur Befruchtung bereitgestellt werden und kurbelt gleichzeitig die Bildung von Östrogen und Gestagenen an.

Eine erhöhte Konzentration von hCG innerhalb der ersten Schwangerschaftswochen ist im Urin nachweisbar. Darum verwenden Schwangerschaftstests hCG als Indikator.

Wahrscheinlich ist es, neben anderen Faktoren, hauptsächlich dem Hormon hCG geschuldet, dass eine Schwangerschaft in den ersten Wochen Morgenübelkeit mit sich bringen kann.

Die Produktion von Östriol und Östron steigt signifikant an. Diese Östrogene begünstigen das Wachstum und die Durchblutung der Plazenta. Ab der 9. Schwangerschaftswoche können die Nebennieren des Embryos bereits Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS) herstellen, das innerhalb der Plazenta wiederum zur Bildung von Östrogenen benötigt wird.

Bei pränatalen Untersuchungen misst man daher unter Anderem den Östrogen-Spiegel. Ist er zu niedrig, kann das im schlimmsten Fall auf Fehlbildungen des Fötus hinweisen.

Östrogene beeinflussen das Haar

Östrogen ist ein natürlicher Haarwuchs-Booster. Weil während der Schwangerschaft jede Menge davon vorhanden ist, kommen auch die Haarfollikel großflächig damit in Kontakt.

Hier bewirkt Östrogen einerseits, dass die Haare schneller wachsen, und verlängert zusätzlich dazu auch die Wachstumsphase. Dadurch wirken die Haare voller und kräftiger.

Nach der Geburt sinkt der Östrogenspiegel wieder auf sein ursprüngliches Niveau zurück und das Haar wird vergleichsweise stumpf und dünn.

Zudem stellt sich ein sichtbarer Haarverlust ein ein. Dabei werden aber nur die Haare, die während der Schwangerschaft länger als üblich auf dem Kopf geblieben sind, abgestoßen: Sie fallen aus. Das führt dazu, dass das Haarvolumen plötzlich sinkt und sich der sogenannte pränatale Haarausfall, also Haarausfall nach der Schwangerschaft, einstellt.

Dieser Zustand bessert sich normalerweise von allein. Spätestens ein Jahr nach der Geburt des Kindes sollte die Haarfülle wiederhergestellt sein. Schließlich wächst das Haar, nachdem es ausgefallen ist, von selbst wieder nach. Bis dahin ist Streuhaar der Retter in der Not.

Sollte der Haarausfall nach der Schwangerschaft länger als sechs Monate anhalten oder mit weiteren körperlichen Beschwerden einhergehen, ist ein Arztbesuch dringend anzuraten! 

ÜBRIGENS: Bei nicht schwangeren Frauen steuern Östrogene den Eisprung, die Konsistenz des Zervixschleims, die Bildung der Gebärmutterschleimhaut und bewirken das Brustwachstum sowie die Bildung eines typisch weiblichen Körperbaus. Östrogen hat Einfluss auf den Fettstoffwechsel und erhöht die Wasserbindefähigkeit unserer Zellen: So können Schwangere sich über eine reine, optimal mit Feuchtigkeit versorgte Haut freuen, leiden aber oftmals unter Wassereinlagerungen.

Haarausfall nach der Schwangerschaft durch Stress

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Die Geburt selbst stellt für den Körper natürlich bereits einen Ausnahmezustand dar und ist mit viel Anstrengung und einer gewissen psychischen Belastung verbunden.

Für ein Neugeborenes zu sorgen, ist wiederum eine Herausforderung und lässt der Mutter wenig Raum, sich zu erholen.

Einige Frauen fühlen sich durch die neue Situation unter Druck gesetzt, gestresst und überfordert. Das ist absolut normal und verständlich. Viele Unsicherheiten und Fragen stellen sich, man möchte auf gar keinen Fall etwas falsch machen, der Körper verändert sich sichtbar und der Alltag birgt viele neue Situationen und Herausforderungen.

Während der ersten Wochen nach der Entbindung haben Frauen überdies häufig noch mit körperlichen Folgeerscheinungen zu kämpfen: Schweißausbrüche, Ausfluss, Stimmungsschwankungen, Brustspannen, Inkontinenz… Haarausfall bedeutet für Frauen an und für sich bereits eine Belastung, wird durch Stress und seelischen Druck aber noch begünstigt.

Das erste Mittel der Wahl dagegen ist Ruhe. Es kann schon helfen, sich mehrmals die Woche einfach Zeit für sich selbst zu nehmen und bewusst feste Zeiträume für Ruhepausen einzuführen. Ein entspanntes Bad, Mittagsruhe und sanfte Sportübungen können die seelische Anspannung lindern.

Lesetipp: Haarausfall durch Stress

Kindererziehung ist Teamarbeit

Der bzw. die LebensgefährtIn, Freunde und Angehörige können der jungen Mutter über diese Nervenprobe hinweghelfen, indem sie ihr mehr als sonst das Gefühl geben, geborgen und geliebt zu sein.

Es ist gut, sie durch Rat und Tag bei der Pflege ihres Kindes zu unterstützen und sicher ist auch der Wunsch, das neugeborene Familienmitglied kennenzulernen, verständlich.

Allerdings sollte das Bedürfnis nach Freiraum respektiert werden, denn für die Mutter ist es pure Erholung, auch einmal allein zu sein und mit dem Baby im Arm zu entspannen. Das ist nicht nur essenziell für die Mutter-Kind-Beziehung, Entspannung senkt auch das Stresslevel und hilft der Haarwurzel, sich zu regenerieren.

Falls der sogenannte Baby Blues bei einer Frau nach der Geburt anhält, kann eine psychologische Betreuung hilfreich sein. Depressionen in oder nach der Schwangerschaft sollten in jedem Fall ernstgenommen und behandelt werden!

Lesetipp: Graue Haare durch Stress - was ist dran an dem Mythos?

Haarausfall nach der Schwangerschaft durch Eisenmangel

Frauen sind während ihrer Periode oder nach einer Schwangerschaft anfällig für Eisenmangel. Das Fehlen des Spurenelements Eisen im Körper begünstigt Haarausfall.

Lesetipp: Haarausfall durch Eisenmangel

Weitere Symptome sind Antriebslosigkeit, Müdigkeit, bleiche Haut und eingerissene Mundwinkel (auch ein Indikator für Zinkmangel). Durch die richtige Ernährung und ggf. Nahrungsergänzungsmittel lassen Mangelerscheinungen sich problemlos wieder ausgleichen.

Eisenhaltige Lebensmittel sind zum Beispiel Brokkoli, Pfifferlinge, Rote Beete, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Spinat, Mangold, Grünkohl, Schwarzwurzel, Haferflocken, Kichererbsen, Linsen, Blutwurst, Innereien, Wildbret. Eisensaft aus der Apotheke, auch „Kräuterblut“ genannt, ist eine für Vegetarier und Veganer gut geeignete Eisenquelle.

Haarausfall nach der Schwangerschaft: Was hilft dagegen?

Die schlechte Nachricht: Wenn die Ursache für Haarausfall nach der Schwangerschaft auf natürlichen Hormonschwankungen beruht, gibt es kein Mittel, das ihm schnell entgegenwirkt.

Medikamente gegen Haarausfall helfen nur bei erblich bedingter Alopezie. Bei diffusem Haarausfall sind sie wirkungslos. In der Stillzeit ist die Einnahme ohnehin untersagt, weil die hormonwirksamen Präparate sich durch die Muttermilch schädlich auf die Gesundheit des Neugeborenen auswirken können.

Geduld, Entspannung und eine ausgewogene Ernährung sind sie wichtigsten und wirksamsten Hilfen, denn Haarausfall nach der Schwangerschaft ist normal und geht meistens ganz von selbst wieder weg.

Anstatt also zweifelnd vor dem Spiegel zu stehen und sich über schütteres Haar den Kopf zu zerbrechen, ist es viel sinnvoller, einfach die Zeit mit dem Baby zu genießen. Spätestes nach einem Jahr ist die Haarpracht in der Regel wiederhergestellt. Dann sind die verlorenen Haare wieder in alter Dichte nachgewachsen.

Hinweis: Dieser Artikel enthält allgemeingültige Informationen. Er dient nicht zur Selbstdiagnose und ersetzt auch keinen Arztbesuch!